ETH Hönggerberg, Werner, fotografiert am Montag (13.11.2017) Bild: Christoph Kaminski, kellenbergerkaminski

Epidemiologische Lagebeurteilung, 19. Januar 2021

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Allgemeine Situation

Über die ganze Schweiz zeigt die SARS-CoV-2-Epidemie einen rückgängigen Verlauf. Die Schätzungen der effektiven Reproduktionszahl Re betragen1:
  • 0,7 (95% UI: 0,61-0,8) aufgrund der Hospitalisationen, per 3.1.2021.
  • 0,83 (95% UI: 0,68-0,98) aufgrund der Todesfälle, per 27.12.2020. Zum Vergleich aufgrund der Hospitalisationen wird Re für den selben Tag auf 0,85 (95% UI: 0,77-0,94) geschätzt.
  • Wegen möglicherweise verändertem Testverhalten über den Jahreswechsel beurteilen wir die Schätzungen von Re aufgrund der bestätigten Fälle im Moment als nicht zuverlässig. Auf möglicherweise verändertes Testverhalten deutet auch die erhöhte Positivitätsrate über die Feiertage hin.
Die kumulierte Anzahl der bestätigten Fälle über die letzten 14 Tage liegt bei 448 pro 100’000 Einwohner. Aufgrund von Meldeverzögerungen und Fluktuationen in den Daten könnten die Schätzwerte nachkorrigiert werden. Eine Betrachtung der sieben Grossregionen der Schweiz zeigt, dass auch dort die Trends in den Hospitalisierungen rückläufig und Todesfällen konstant bis rückläufig sind. Die Analyse wird gestützt durch die beobachteten Verdopplungs- bzw. Halbwertszeiten der  Hospitalisationen und Todesfälle über die letzten 14 Tage.2 Die Anzahl der COVID-19-Patienten auf Intensivstationen blieb über die letzten 14 Tage auf hohem Niveau relativ stabil im Bereich von 348-4393 Personen. Seit dem 1. Oktober 2020 weist das Bundesamt für Gesundheit 6’345 laborbestätigte Todesfälle aus.4 Die Kantone meldeten in dieser Zeit 6’861 Todesfälle.5 Die Sterblichkeitsstatistik vom Bundesamt für Statistik weist über die letzten 11 gemeldeten Wochen eine deutliche Übersterblichkeit in der Altersgruppe 65 Jahre und älter auf.6 Diese Übersterblichkeit zeigt sich in allen Grossregionen der Schweiz mit Ausnahme der Genferseeregion.7

Neue Varianten

In der Schweiz sind die ursprünglich in Grossbritannien und Südafrika beschriebenen Varianten B.1.1.7 und 501.V2 erstmals in Kalenderwoche 51 des Jahres 2020 identifiziert worden. Epidemiologische Analysen und Daten aus der Kontaktverfolgung weisen darauf hin, dass diese Varianten eine höhere Übertragungsrate haben als die bislang bekannten Stämme von SARS-CoV-2 8. Die genetische Charakterisierung von Zufallsstichproben aus positiv getesteten Menschen von Testlabors sowie die systematische genetische Charakterisierung von Proben im Referenzlabor in Genf erlaubt, die Häufigkeit von Infektionen mit diesen Varianten in der Schweiz über die Zeit zu verfolgen. Der Anteil dieser Varianten an allen Infektionen nahm seit dem ersten Nachweis kontinuierlich zu. In Kalenderwoche 2, 2020 (ab dem 11.1.2021) wurde die Häufigkeit von B.1.1.7 in der Schweiz auf etwa 4.0% geschätzt (95%-Unsicherheitsinterval 2.5-6.2%; das reflektiert das Infektionsgeschehen etwa 10 Tage früher9)

Hinweise:

[1] https://sciencetaskforce.ch/reproduktionszahl/ und https://ibz-shiny.ethz.ch/covid-19-re-international/: Die Schätzungen von Re über die letzten Tage können leichten Schwankungen unterliegen. Diese Schwankungen treten insbesondere in kleinen Regionen, bei sich ändernder Dynamik und bei niederen Fallzahlen auf. Aufgrund der verwendeten Methodik kann die tatsächliche Unsicherheit um die Schätzwerte nicht immer vollständig dargestellt werden.

[2] https://ibz-shiny.ethz.ch/covidDashboard/trends: Aufgrund von Melderverzögerungen werden die letzten 3 respektive 5 Tage für bestätigte Fälle und Hospitalisationen/Todesfälle nicht berücksichtigt.

[3] https://icumonitoring.ch

[4] https://www.covid19.admin.ch

[5] https://github.com/openZH/covid_19 und https://github.com/daenuprobst/covid19-cases-switzerland

[6] https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/gesundheit/gesundheitszustand/sterblichkeit-todesursachen.html

[7] https://www.experimental.bfs.admin.ch/expstat/de/home/innovative-methoden/momo.html

[8] https://sciencetaskforce.ch/wp-content/uploads/2021/01/Wissenschaftliches_Update14Jan21-DE-1.pdf

[9] https://sciencetaskforce.ch/nextstrain-phylogentische-analysen/

Da die Swiss National COVID-19 Science Task Force per 31. März 2022 aufgelöst wurde, werden künftig keine weiteren epidemiologischen Lagebeurteilungen, wissenschaftlichen Updates oder Policy Briefs publiziert. Alle bisherigen Publikationen, Informationen und Seiten der Science Task Force stehen weiterhin auf dieser Website zur Verfügung.