ETH Hönggerberg, Werner, fotografiert am Montag (13.11.2017) Bild: Christoph Kaminski, kellenbergerkaminski

Epidemiologische Lagebeurteilung, 7 Februar 2022

Allgemeine Situation

In der Schweiz ist seit Kalenderwoche 51 2021 die Omikron Variante BA.1 dominant und hatte in der Kalenderwoche 4 2022 eine Häufigkeit von 96%. Die Zahl der bestätigten Fälle stieg bis vorletzte Woche kontinuierlich an, fällt aber seit letzter Woche. Auch die aktuelle Schätzung des R-Werts ist diese Woche signifikant unter 1. Dies könnte darauf hindeuten das der Höhepunkt der Infektionen mit dem Omikron-Subtyp BA.1 erreicht wurde. In den letzten drei Wochen sind insgesamt 700’000 Menschen positiv auf COVID-19 getestet worden. Unter Annahme einer Dunkelziffer von 3-4, sind in den letzten drei Wochen geschätzt rund ein Viertel bis ein Drittel der Schweizer Bevölkerung infiziert worden.

Der Omikron-Subtyp BA.2 hat die letzten Wochen zugenommen und machte in Kalenderwoche 4 2022 2.5% der sequenzierten Proben aus.

Dynamik

Seit seinem Höchststand von 1,5 am 25.12.2021 war der R-Wert bis auf Kalenderwoche 1 2022 signifikant über 1. Diese Woche ist die aktuellste Schätzung des R-Werts signifikant unter 1.

Der 7-Tageschnitt der schweizweiten Reproduktionszahl ist bei 0,92 (95% Unsicherheitsintervall, UI: 0,86-0,99); dies reflektiert das Infektionsgeschehen vom 22.01. – 28.01.2022[1].

Tagesbasierte Schätzungen der effektiven Reproduktionszahl Re für die Schweiz betragen:

  • 0,92 (95% UI: 0,85-0,99) aufgrund der bestätigten Fälle, per 28.01.2022.
  • 0,88 (95% UI: 0,79-0,99) aufgrund der Hospitalisationen, per 22.01.2022. Wie im epidemiologischen Bericht vom 25. Januar 2022 diskutiert[2], ist diese Schätzung aber verfälscht durch Meldeverzögerungen. Zum Vergleich aufgrund der bestätigten Fälle wird Re für den selben Tag auf 0,94 (95% UI: 0,9-0,99) geschätzt.
  • 1 (95% UI: 0,72-1,33) aufgrund der Todesfälle, per 16.01.2022. Zum Vergleich aufgrund der Hospitalisationen wird Re für den selben Tag auf 1 (95% UI: 0,9-1,11) geschätzt. Aufgrund der bestätigten Fälle wird Re für den selben Tag auf 1,18 (95% UI: 1,1-1,25) geschätzt.

Wegen Meldeverzögerungen und Fluktuationen in den Daten könnten die Schätzwerte nachkorrigiert werden. Insbesondere waren Spitalmeldungen in den letzten Wochen unvollständig[3].  Wir weisen darauf hin, dass die Re Werte das Infektionsgeschehen nur verzögert widerspiegeln, weil eine gewisse Zeit vergeht zwischen der Infektion und dem Testresultat oder dem etwaigen Tod. Für Re Werte, die auf Fallzahlen basieren, beträgt diese Verzögerung mindestens 10 Tage, für Todesfälle bis zu 23 Tagen.

Parallel bestimmen wir die Änderungsraten der bestätigten Fälle, Hospitalisationen und Todesfälle über die letzten 14 Tage[4]. Die bestätigten Fälle nahmen  mit einer Rate von -19% (UI: -9% bis -28%) pro Woche ab. Die gemeldeten Hospitalisierungen fielen mit einer Rate von -14% (UI: -4% bis -22%) pro Woche, wobei diese Zahl wegen den erwähnten Meldeverzögerungen[5] noch verfälscht sein könnte. Die Todesfälle stiegen mit einer Rate von 2% (UI: 34% bis -23%) pro Woche.   Diese Werte spiegeln das Infektionsgeschehen vor mehreren Wochen wider.

Die Entwicklung der Fallzahlen, Hospitalisierungen und Todesfällen stratifiziert nach Alter kann auf unserem Dashboard verfolgt werden[6]. Die Zahl der Fälle nahm in allen Altersgruppen signifikant ab, ausser in den 60-69, 70-79 und über 80 Jährigen.

Absolute Zahlen

Die kumulierte Anzahl der bestätigten Fälle über die letzten 14 Tage liegt bei 5407 pro 100’000 Einwohner:innen. Die Testpositivität liegt bei 38,7% (Stand 04.02.2022, das ist der letzte Tag für welchen nur noch wenige Nachmeldungen erwartet werden).

Die Anzahl der COVID-19-Patient:innen auf Intensivstationen lag über die letzten 14 Tage im Bereich von 197-223[7] Personen (die Änderung war 0% (UI: 6% bis -7%) pro Woche).

Die Zahl der täglichen laborbestätigten Todesfälle lag über die letzten 14 Tage zwischen 8 und 19[8].

Varianten

Seit Kalenderwoche 51 2021 ist der Omikron-Subtyp BA.1 in der Schweiz dominant, wurde über 10’000-mal nachgewiesen und hatte in der Kalenderwoche 4 2022 einen Anteil von 96% unter allen sequenzierten Proben[9]. Der Omikron-Subtyp BA.2 wurde 67-mal nachgewiesen und hatte in Kalenderwoche 4 2022 einen Anteil von 2.5% unter allen sequenzierten Proben[10].

Die bisherigen Studien zur epidemiologischen Ausbreitung von Omikron BA.1, den Impfschutz gegen diese Variante und der Schwere von Omikron-Infektionen sind in den Task Force Berichten der letzten Wochen diskutiert[11]. Über die relevanten Eigenschaften von BA.2 – Übertragbarkeit, mögliche Immunevasion, Virulenz – liegen noch wenig Informationen vor. BA.2 scheint aber einen Übertragungsvorteil gegenüber BA.1 zu besitzten: in einer in einem Preprint beschriebenen dänischen Studie wurden Sekundärangriffsraten von BA.1 und BA.2 zu 29% and 39% geschätzt [12].

Quellen:

Da die Swiss National COVID-19 Science Task Force per 31. März 2022 aufgelöst wurde, werden künftig keine weiteren epidemiologischen Lagebeurteilungen, wissenschaftlichen Updates oder Policy Briefs publiziert. Alle bisherigen Publikationen, Informationen und Seiten der Science Task Force stehen weiterhin auf dieser Website zur Verfügung.