ETH Hönggerberg, Werner, fotografiert am Montag (13.11.2017) Bild: Christoph Kaminski, kellenbergerkaminski

Epidemiologische Lagebeurteilung, 21 Februar 2022

Allgemeine Situation

In der Schweiz ist seit Kalenderwoche 51 2021 die Omikron Variante BA.1 dominant und hatte in der Kalenderwoche 6 2022 eine Häufigkeit von 86%. Die Zahl der bestätigten Fälle stieg bis Ende Januar 2022 kontinuierlich an und nimmt seitdem ab. Auch der R-Wert ist seit 22.1.2022 signifikant unter 1. Seit dieser Woche ist die Abnahme der IPS-Belegungen über die letzten zwei Wochen statistisch signifikant.

Zum Teil kann diese Abnahme der gemeldeten Fälle auf eine Verringerung der durchgeführten Tests in den letzten drei Wochen zurückgeführt werden. Allerdings fällt die Anzahl der gemeldeten Fälle schneller als die Anzahl der durchgeführten Tests; momentan ist auch der R-Wert basierend auf Test-Positivität signifikant unter 1. Weiter sind die Abwasser-Messungen in allen überwachten Kläranlagen rückläufig[1]. Dies ist ein starkes Indiz dafür, dass der Höhepunkt der Infektionen mit dem Omikron-Subtyp BA.1 in den letzten Wochen überschritten wurde.

Der Omikron-Untervariante BA.2 hat die letzten Wochen zugenommen und machte in Kalenderwoche 6 2022 12.7% der sequenzierten Proben aus.

Dynamik

Gemäss der aktuellsten Schätzung war der R-Wert seit seinem Höchststand von 1,5 am 25.12.2021 bis auf wenige Tage in der ersten Kalenderwoche 2022 signifikant über 1, ist dann gefallen und seit den 22. Januar 2022 signifikant unter 1.

Der 7-Tageschnitt der schweizweiten Reproduktionszahl ist bei 0,8 (95% Unsicherheitsintervall, UI: 0,73-0,88); dies reflektiert das Infektionsgeschehen vom 05.02. – 11.02.2022[2].

Tagesbasierte Schätzungen der effektiven Reproduktionszahl Re für die Schweiz betragen:

  • 0,78 (95% UI: 0,68-0,87) aufgrund der bestätigten Fälle, per 11.02.2022.
  • 0,8 (95% UI: 0,7-0,9) aufgrund der Hospitalisationen, per 05.02.2022. Wie im epidemiologischen Bericht vom 25. Januar 2022 diskutiert[3], ist diese Schätzung aber verfälscht durch Meldeverzögerungen. Zum Vergleich aufgrund der bestätigten Fälle wird Re für den selben Tag auf 0,83 (95% UI: 0,78-0,88) geschätzt.
  • 0,79 (95% UI: 0,53-1,11) aufgrund der Todesfälle, per 30.01.2022. Zum Vergleich aufgrund der Hospitalisationen wird Re für den selben Tag auf 0,87 (95% UI: 0,77-0,97) geschätzt. Aufgrund der bestätigten Fälle wird Re für den selben Tag auf 0,86 (95% UI: 0,8-0,91) geschätzt.

Wegen Meldeverzögerungen und Fluktuationen in den Daten könnten die Schätzwerte nachkorrigiert werden. Insbesondere waren Spitalmeldungen in den letzten Wochen unvollständig[4]. Wir weisen darauf hin, dass die Re Werte das Infektionsgeschehen nur verzögert widerspiegeln, weil eine gewisse Zeit vergeht zwischen der Infektion und dem Testresultat oder dem etwaigen Tod. Für Re Werte, die auf Fallzahlen basieren, beträgt diese Verzögerung mindestens 10 Tage, für Todesfälle bis zu 23 Tagen.

Parallel bestimmen wir die Änderungsraten der bestätigten Fälle, Hospitalisationen und Todesfälle über die letzten 14 Tage[5]. Die bestätigten Fälle nahmen mit einer Rate von -32% (UI: -23% bis -40%) pro Woche ab. Die gemeldeten Hospitalisierungen fielen mit einer Rate von -26% (UI: -17% bis -34%) pro Woche, wobei diese Zahl wegen den erwähnten Meldeverzögerungen[6] noch verfälscht sein könnte. Die Todesfälle nahmen mit einer Rate von -14% (UI: 12% bis -34%) pro Woche ab. Diese Werte spiegeln das Infektionsgeschehen vor mehreren Wochen wider.

Die Entwicklung der Fallzahlen, Hospitalisierungen und Todesfällen stratifiziert nach Alter kann auf unserem Dashboard verfolgt werden[7]. Die Zahl der Fälle nahm in allen Altersgruppen signifikant ab.

Absolute Zahlen

Die kumulierte Anzahl der bestätigten Fälle über die letzten 14 Tage liegt bei 3220 pro 100’000 Einwohner:innen. Die Testpositivität liegt bei 34,8% (Stand 18.02.2022, das ist der letzte Tag für welchen nur noch wenige Nachmeldungen erwartet werden).

Die Anzahl der COVID-19-Patient:innen auf Intensivstationen lag über die letzten 14 Tage im Bereich von 159-220[8] Personen (die Änderung war -16% (UI: -10% bis -21%) pro Woche).

Die Zahl der täglichen laborbestätigten Todesfälle lag über die letzten 14 Tage zwischen 6 und 16[9].

Varianten

Seit Kalenderwoche 51 2021 ist der Omikron-Subtyp BA.1 in der Schweiz dominant, wurde über 16’000-mal nachgewiesen und hatte in der Kalenderwoche 6 2022 einen Anteil von 86% unter allen sequenzierten Proben[10]. Der Omikron-Subtyp BA.2 wurde 421-mal nachgewiesen und hatte in Kalenderwoche 6 2022 einen Anteil von 12.7% unter allen sequenzierten Proben[11].

Die bisherigen Studien zur epidemiologischen Ausbreitung von Omikron BA.1, den Impfschutz gegen diese Variante und der Schwere von Omikron-Infektionen sind in unseren Berichten den Task Force Berichten der letzten Wochen diskutiert[12].

BA.2 scheint einen Übertragungsvorteil gegenüber BA.1 zu besitzen: in einer in einem Preprint beschriebenen dänischen Studie wurden Sekundärangriffsraten von BA.1 und BA.2 zu 29% und 39% geschätzt[13]. In vitro Daten deuten darauf hin, dass BA.2 den Schutz durch Antikörper von geimpften und genesenen Personen in vergleichbarem Ausmass umgehen kann wie BA.1. Hingegen ist bei BA.2 die Aktivität des monoklonalen Antikörpers Sotrovimab, der in der Schweiz therapeutisch eingesetzt wird, deutlich vermindert[14],[15]. Zur Virulenz von BA.2 liegen noch keine belastbaren Informationen vor.

Quellen:

Da die Swiss National COVID-19 Science Task Force per 31. März 2022 aufgelöst wurde, werden künftig keine weiteren epidemiologischen Lagebeurteilungen, wissenschaftlichen Updates oder Policy Briefs publiziert. Alle bisherigen Publikationen, Informationen und Seiten der Science Task Force stehen weiterhin auf dieser Website zur Verfügung.