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Die Swiss National COVID-19 Science Task Force wurde am 31. März 2022 aufgelöst.

Sie wurde durch das Wissenschaftliche Beratungsgremium COVID-19 ersetzt, sodass die Kantone und der Bund weiterhin von der wissenschaftlichen Expertise im Zusammenhang mit der SARS-CoV-2-Pandemie profitieren können.

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ETH Hönggerberg, Werner, fotografiert am Montag (13.11.2017) Bild: Christoph Kaminski, kellenbergerkaminski

Epidemiologische Lagebeurteilung, 29. März 2021

Allgemeine Situation

In der Schweiz zirkulieren verschiedene Stämme von SARS-CoV-2 unter welchen B.1.1.7 dominiert. Die allgemeinen epidemiologischen Parameter – Fallzahlen, Hospitalisationen, Intensivstation-Belegung, Todesfälle – geben eine Gesamtsicht, ohne zwischen einzelnen Stämmen zu unterscheiden. Insgesamt deuten all diese Indikatoren auf eine Trendwende hin. Die Epidemie nimmt erneut zu. Eine ähnliche Dynamik wird bei teils strengeren Massnahmen im benachbarten Ausland beobachtet.

Dynamik

Basierend auf den aktuellen Daten schätzen wir ein exponentielles Wachstum der SARS-CoV-2 Epidemie. Der 7-Tageschnitt der schweizweiten Reproduktionszahl ist bei 1.18 (1.04 – 1.33); dies reflektiert das Infektionsgeschen vom 13.03.-19.03.2021. Ein Trend zu dieser Dynamik kann in allen Grossregionen der Schweiz beobachtet werden1.

Tagesbasierte Schätzungen der effektiven Reproduktionszahl Re für die Schweiz betragen2:

  • 1,19 (95% Unsicherheitsintervall, UI: 1,05-1,33) aufgrund der bestätigten Fälle, per 19.03.2021.
  • 0,96 (95% UI: 0,81-1,13) aufgrund der Hospitalisationen, per 14.03.2021. Zum Vergleich aufgrund der bestätigten Fälle wird Re für den selben Tag auf 1,15 (95% UI: 1-1,3) geschätzt.
  • 0,77 (95% UI: 0,46-1,17) aufgrund der Todesfälle, per 07.03.2021. Zum Vergleich aufgrund der Hospitalisationen wird Re für den selben Tag auf 1,01 (95% UI: 0,85-1,17) geschätzt. Aufgrund der bestätigten Fälle wird Re für den selben Tag auf 1,12 (95% UI: 1-1,25) geschätzt.

Wegen Meldeverzögerungen und Fluktuationen in den Daten könnten die Schätzwerte nachkorrigiert werden. Wir weisen darauf hin, dass die Re Werte das Infektionsgeschehen vor mind. 10 Tagen (für Fallzahlen) bis 23 Tage (für Todesfälle) widerspiegelt aufgrund der Verzögerung zwischen Infektion und Eintreten eines Ereignisses.

Eine Veränderung der Fallzahlen, Hospitalisierungen und Todesfällen stratifiziert nach Alter kann auf unserem Dashboard verfolgt werden3. Wir sehen – wie durch den Effekt der Impfungen erwartet – eine verlangsamte Dynamik in der Altersgruppe über 75 bei den Fallzahlen, Hospitalisierungen und Todesfällen im Vergleich zu den jüngeren Altersgruppen. Durch fortschreitende Impfungen der Risikogruppen erwarten wir, dass in den nächsten Wochen die Reproduktionszahl basierend auf Hospitalisierungen und Todesfällen die Transmissionsdynamik unterschätzt.

Parallel bestimmen wir die Verdopplungs- bzw. Halbwertszeiten der bestätigten Fälle, Hospitalisationen und Todesfälle über die letzten 14 Tage4. Die bestätigten Fälle änderten sich um 13% (UI: 26% bis 0%) pro Woche, die Hospitalisationen um -4% (UI: 10% bis -16%) und die Todesfälle um -27% (UI: 1% bis -47%). Diese Werte spiegeln das Infektionsgeschehen vor mehreren Wochen wider.

Absolute Zahlen

Die kumulierte Anzahl der bestätigten Fälle über die letzten 14 Tage liegt bei 261 pro 100’000 Einwohner. Die Positivität liegt bei 5,.1% (Stand 26.03.2021, das ist der letzte Tag für welchen nur noch wenige Nachmeldungen erwartet werden).

Die Anzahl der COVID-19-Patienten auf Intensivstationen lag über die letzten 14 Tage im Bereich von 161-177 5 Personen (die Änderung war 2% (UI: 11% bis -6%) pro Woche).

Die Zahl der täglichen laborbestätigten Todesfälle über die letzten 14 Tage war zwischen 3 und 136. Seit dem 1. Oktober 2020 weist das Bundesamt für Gesundheit 7’817 laborbestätigte Todesfälle aus7. Die Kantone meldeten in dieser Zeit 8’368 Todesfälle8. Die Sterblichkeitsstatistik vom Bundesamt für Statistik zeigt zwischen Kalenderwoche 43 im Jahr 2020 und Kalenderwoche 3 im Jahr 2021 eine Übersterblichkeit in der Altersgruppe 65 Jahre und älter9. Insgesamt sind rund 8’400 zusätzliche Todesfälle in diesem Zeitraum im Vergleich zu Vorjahren verzeichnet.

Neue Varianten

In der Schweiz sind die ursprünglich in Grossbritannien und Südafrika beschriebenen Varianten B.1.1.7 und B.1.351 erstmals in Kalenderwoche 51 des Jahres 2020 identifiziert worden. Die ursprünglich in Brasilien beschriebene P.1 Variante wurde erstmals in Kalenderwoche 6 des Jahres 2021 in der Schweiz identifiziert. B.1.1.7 ist inzwischen die dominante Virusvariante und die Epidemie in der Schweiz ist eine B.1.1.7 Epidemie11,12. B.1.351 tritt im niederen einstelligen Prozentbereich auf während P.1 nur vereinzelt auftritt.

B.1.1.7 hat eine erhöhte Übertragungsrate. Dies hat dazu geführt, dass B.1.1.7 nun dominiert. Untersuchungen in Grossbritannien wiesen Ende 2020 darauf hin, dass B.1.1.7 eine deutlich höhere Übertragungsrate hat als die bislang bekannten Stämme von SARS-CoV-213. Die genetische Charakterisierung von Zufallsstichproben aus positiv getesteten Menschen von Testlabors der Schweiz, sowie die systematische genetische Charakterisierung von Proben im Referenzlabor in Genf, erlaubt diese erhöhte Übertragungsrate auch basierend auf Schweizer Daten zu bestätigen14,15 (49-65% basierend auf 16 und 42-60% basierend auf 17).

Das Risiko eines schweren Verlaufs aufgrund von Infektion mit B.1.1.7 ist erhöht. Eine neue Studie18 aus Grossbritannien deutet darauf hin, dass die Sterblichkeit bei einer Infektion mit B.1.1.7 um 50% erhöht ist über alle Altersklassen hinweg. Diese erhöhte Gefährlichkeit von B.1.1.7 wird gestützt durch weitere Studien aus Grossbritannien18,19. Ergebnisse einer Studie20 aus Dänemark deuten darauf hin, dass das Risiko einer Hospitalisierung bei Infektion mit B.1.1.7 erhöht ist. In den Schweizer Daten sehen wir einen Trend hin zu einem erhöhten Risiko einer Hospitalisierung, wenn ein Patient mit B.1.1.7 infiziert ist. Die Todesfall-Zahlen aufgrund von B.1.1.7 für die Schweiz sind zu klein als dass wir für die Schweiz eine Aussage treffen könnten.

Basierend auf den Daten aus der genetischen Charakterisierung können wir weiter die Veränderung der absoluten Fallzahlen, welche von B.1.1.7 verursacht werden, abschätzen. Seit Anfang Januar ist diese absolute Zahl kontinuierlich gestiegen, während die anderen Varianten abgenommen haben21. Die Gesamtzahlen haben bis Mitte Februar abgenommen. Inzwischen ist B.1.1.7 dominant und die Gesamtzahlen steigen wieder. Alle unsere Modellierungen deuten darauf hin, dass die momentane Anzahl von Personen mit Immunität aufgrund von Impfung oder durchgemachter Infektion über die nächsten Wochen noch deutlich zu tief sein wird um diesen steigenden Trend zu bremsen. Man erwartet zudem, dass jegliche Zunahme von Kontakten oder Mobilität zu einer weiteren Zunahme der Ansteckungen führen würde.

Hinweise:

[1] https://sciencetaskforce.ch/reproduktionszahl/ und https://ibz-shiny.ethz.ch/covid-19-re-international/: Die Schätzungen von Re über die letzten Tage können leichten Schwankungen unterliegen. Diese Schwankungen treten insbesondere in kleinen Regionen, bei sich ändernder Dynamik und bei niederen Fallzahlen auf.

[2] https://sciencetaskforce.ch/reproduktionszahl/ und https://ibz-shiny.ethz.ch/covid-19-re-international/: Die Schätzungen von Re über die letzten Tage können leichten Schwankungen unterliegen. Diese Schwankungen treten insbesondere in kleinen Regionen, bei sich ändernder Dynamik und bei niederen Fallzahlen auf.

[3] https://ibz-shiny.ethz.ch/covidDashboard/, Dashboard Time Series

[4] https://ibz-shiny.ethz.ch/covidDashboard/trends: Aufgrund von Melderverzögerungen werden die letzten 3 respektive 5 Tage für bestätigte Fälle und Hospitalisationen/Todesfälle nicht berücksichtigt.

[5] https://icumonitoring.ch

[6] https://www.covid19.admin.ch

[7] https://www.covid19.admin.ch

[8] https://github.com/openZH/covid_19 und https://github.com/daenuprobst/covid19-cases-switzerland

[9] https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/gesundheit/gesundheitszustand/sterblichkeit-todesursachen.html

[10] https://cevo-public.github.io/Quantification-of-the-spread-of-a-SARS-CoV-2-variant/

[11] https://ispmbern.github.io/covid-19/variants/

[12] https://sciencetaskforce.ch/wissenschaftliches-update-09-februar-2021/ 

[13] https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2021.03.05.21252520v1?rss=1

[14] https://ispmbern.github.io/covid-19/variants/

[15] https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2021.03.05.21252520v1?rss=1

[16] https://ispmbern.github.io/covid-19/variants/

[17] https://www.nature.com/articles/s41586-021-03426-1

[18] https://www.bmj.com/content/bmj/372/bmj.n579.full.pdf

[19] https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2021.03.04.21252528v2.full.pdf

[20] https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=3792894

[21] https://cevo-public.github.io/Quantification-of-the-spread-of-a-SARS-CoV-2-variant/

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