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Die Swiss National COVID-19 Science Task Force wurde am 31. März 2022 aufgelöst.

Sie wurde durch das Wissenschaftliche Beratungsgremium COVID-19 ersetzt, sodass die Kantone und der Bund weiterhin von der wissenschaftlichen Expertise im Zusammenhang mit der SARS-CoV-2-Pandemie profitieren können.

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ETH Hönggerberg, Werner, fotografiert am Montag (13.11.2017) Bild: Christoph Kaminski, kellenbergerkaminski

Epidemiologische Lagebeurteilung, 26 Juli 2021

Allgemeine Situation

In der Schweiz zirkulieren verschiedene Stämme von SARS-CoV-2, unter welchen seit kurzem Delta (B.1.617.2) dominiert. Die allgemeinen epidemiologischen Parameter – Fallzahlen, Hospitalisationen, Intensivstation-Belegung, Todesfälle – geben eine Gesamtsicht, ohne zwischen einzelnen Stämmen zu unterscheiden. Bis Ende Juni 2021 deuteten all diese Indikatoren auf eine kontinuierlich rückläufige Epidemie hin. Seit Juli 2021 gibt es klare Anzeichen für einen kontinuierlichen Anstieg. 

Dynamik

Basierend auf den aktuellen Daten schätzen wir, dass die SARS-CoV-2 Epidemie seit einigen Wochen kontinuierlich ansteigt. Der 7-Tageschnitt der schweizweiten Reproduktionszahl ist bei 1,28 (1,11-1,44); dies reflektiert das Infektionsgeschehen vom 10.07. – 16.07.2021[1]. Tagesbasierte Schätzungen der effektiven Reproduktionszahl Re für die Schweiz betragen[2]:
  • 1,25 (95% Unsicherheitsintervall, UI: 1,11-1,4) aufgrund der bestätigten Fälle, per 16.07.2021.
  • 1,31 (95% UI: 0,86-1,86) aufgrund der Hospitalisationen, per 10.07.2021. Zum Vergleich aufgrund der bestätigten Fälle wird Re für den selben Tag auf 1,35 (95% UI: 1,18-1,53) geschätzt.
  • 1,53 (95% UI: 0,07-5,19) aufgrund der Todesfälle, per 04.07.2021. Zum Vergleich aufgrund der Hospitalisationen wird Re für den selben Tag auf 1,55 (95% UI: 0,93-2,32) geschätzt. Aufgrund der bestätigten Fälle wird Re für den selben Tag auf 1,54 (95% UI: 1,38-1,7) geschätzt.
Wegen Meldeverzögerungen und Fluktuationen in den Daten könnten die Schätzwerte nachkorrigiert werden. Wir weisen darauf hin, dass die Re Werte das Infektionsgeschehen nur verzögert widerspiegeln, weil eine gewisse Zeit vergeht zwischen der Infektion und dem Testresultat oder dem etwaigen Tod. Für Re Werte, die auf Fallzahlen basieren, beträgt diese Verzögerung mindestens 10 Tage, für Todesfälle bis 23 Tage. Parallel bestimmen wir die Änderungsraten der bestätigten Fälle, Hospitalisationen und Todesfälle über die letzten 14 Tage[3]. Die bestätigten Fälle stiegen  um 37% (UI: 53% bis 23%) pro Woche, die Hospitalisationen um 59% (UI: 131% bis 10%). Todesfälle traten nur vereinzelt auf und lassen eine Berechnung des zeitlichen Trends auf der Basis der letzten 14 Tage nicht zu (aber siehe Re auf Basis der Todesfälle oben).  Diese Werte spiegeln das Infektionsgeschehen vor mehreren Wochen wider. Eine Veränderung der Fallzahlen, Hospitalisierungen und Todesfällen stratifiziert nach Alter kann auf unserem Dashboard verfolgt werden[4]. Wir beobachten statistisch signifikant steigende Fallzahlen in allen Altersgruppen. Der Anstieg in den 65-74 Jährigen ist mit 153% (290%-66%) pro Woche momentan am stärksten. Hospitalisierungszahlen sind in allen Altersgruppen im einstelligen Bereich, was die Schätzung eines zeitlichen Trends erschwert.

Absolute Zahlen

Die kumulierte Anzahl der bestätigten Fälle über die letzten 14 Tage liegt bei 95 pro 100’000 Einwohner. Die Positivität liegt bei 2,6% (Stand 23.07.2021, das ist der letzte Tag für welchen nur noch wenige Nachmeldungen erwartet werden). Die Anzahl der COVID-19-Patienten auf Intensivstationen lag über die letzten 14 Tage im Bereich von 21-35[5] Personen (die Änderung war 31% (UI: 60% bis 8%) pro Woche). In den letzten 14 Tagen gab es höchstens einen laborbestätigten Todesfall pro Tag.

Neue Varianten

Seit Kalenderwoche 26 ist Delta die dominante Variante in der Schweiz. In der Kalenderwoche 28 war die Häufigkeit von Delta 96%.

Im März 2021 war Alpha die dominante Virusvariante in der Schweiz geworden[6],[7], deren Übertragungsrate um etwa 50% höher als die des Wildtyps ist [8],[9],[10].     Die in der Schweiz verwendeten mRNA-Impfstoffe sind gegen Alpha hoch wirksam [11],[12],[13].

Die im ersten Quartal des Jahres 2021 erstmals in der Schweiz nachgewiesenen Varianten Beta (B.1.351) und Gamma (P.1) hatten über die letzten 14 Tage gemittelt eine Häufigkeit von respektive 0.1% und 0.5% [14].

Die ursprünglich in Indien beschriebene Variante Delta, die Public Health England als „variant of concern (VOC)“ klassifiziert hat, ist inzwischen die dominante Variante in der Schweiz. Delta hatte in der Kalenderwoche 26 eine Häufigkeit von 67%, in der Kalenderwoche 27 eine Häufigkeit von 85% und in der Kalenderwoche 28 eine Häufigkeit von 96% unter den sequenzierten Fällen [15]. Wegen Verzögerungen, mit denen die Sequenzen erfasst werden, können sich diese Häufigkeit, vor allem in Kalenderwoche 28, noch ändern. Aus diesem Anstieg der Häufigkeit von Delta kann man einen Transmissionsvorteil gegenüber Alpha von 67-75% berechnen[16].

Delta dominiert mittlerweile die Epidemie in vielen Ländern, darunter Grossbritannien[17], den Vereinigten Staaten von Amerika, Frankreich, Deutschland, Italien und Portugal[18]. Der Übertragungsvorteil von Delta gegenüber Alpha wurde im Rahmen einer Studie der University of Warwick auf 56% (95% Konfidenzintervall: 34%-81%) geschätzt, die in einem Preprint[19] beschrieben ist.  Einem Preprint aus Kanada[20] und einer Studie aus Schottland[21] zufolge ist die Hospitalisierungsrate von Delta im Vergleich zu Alpha um 74%-85% erhöht. Eines Preprints von Public Health England[22] zufolge ist der Schutz der Impfung gegen Delta reduziert: nach der ersten Dosis BNT162b2 (dem Impfstoff von BioNTech/Pfizer) ist die Wirksamkeit gegen Delta nur 34% (statt 51% gegen Alpha), nach der zweiten Dosis 88% (statt 93% gegen Alpha).    Die Fallzahlen in Grossbritannien steigen seit Wochen wieder an. Zeitverzögert steigen dort nun auch die Zahl der Spitaleintritte wieder an[23]. Im benachbarten Ausland wie auch in der Schweiz fand die Trendwende hin zu steigenden Fallzahlen in der zweiten Junihäflte statt. Die Dominanz der Delta Variante zusammen mit einer Zunahme der Kontakte birgt die Gefahr eines weiteren deutlichen Anstiegs der Fallzahlen über die nächsten Wochen in der Schweiz. Wir rechnen auch mit einem weiteren Anstieg von Hospitalisierungen, der wegen der geringeren Impfdeckung in der Schweiz verglichen mit Grossbritannien[24] voraussichtlich einen grösseren Anteil der Infizierten betreffen wird.

Hinweise:

[1] https://sciencetaskforce.ch/reproduktionszahl/ und https://ibz-shiny.ethz.ch/covid-19-re-international/: Die Schätzungen von Re über die letzten Tage können leichten Schwankungen unterliegen. Diese Schwankungen treten insbesondere in kleinen Regionen, bei sich ändernder Dynamik und bei niederen Fallzahlen auf.

[2] https://sciencetaskforce.ch/reproduktionszahl/ und https://ibz-shiny.ethz.ch/covid-19-re-international/: Die Schätzungen von Re über die letzten Tage können leichten Schwankungen unterliegen. Diese Schwankungen treten insbesondere in kleinen Regionen, bei sich ändernder Dynamik und bei niederen Fallzahlen auf.

[3] https://ibz-shiny.ethz.ch/covidDashboard/trends: Aufgrund von Melderverzögerungen werden die letzten 3 respektive 5 Tage für bestätigte Fälle und Hospitalisationen/Todesfälle nicht berücksichtigt.

[4] https://ibz-shiny.ethz.ch/covidDashboard/, Dashboard Time Series

[5] https://icumonitoring.ch

[6] https://cevo-public.github.io/Quantification-of-the-spread-of-a-SARS-CoV-2-variant/

[7] https://ispmbern.github.io/covid-19/variants/

[8] https://sciencetaskforce.ch/wissenschaftliches-update-09-februar-2021/

[9] https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2021.03.05.21252520v2

[10] https://ispmbern.github.io/covid-19/variants/

[11] https://sciencetaskforce.ch/wissenschaftliches-update-07-april-2021/

[12] https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(21)00947-8/fulltext

[13] https://www.nejm.org/doi/pdf/10.1056/NEJMc2102179?articleTools=true

[14] https://cov-spectrum.ethz.ch/

[15] https://cov-spectrum.ethz.ch/

[16] https://cov-spectrum.ethz.ch/

[17] https://assets.publishing.service.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/994761/18_June_2021_Risk_assessment_for_SARS-CoV-2_variant_DELTA.pdf

[18] https://cov-spectrum.ethz.ch/

[19] https://assets.publishing.service.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/993358/s1288_Warwick_RoadMap_Step_4.pdf

[20] https://doi.org/10.1101/2021.07.05.21260050

[21] https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(21)01358-1/fulltext

[22] https://khub.net/documents/135939561/430986542/Effectiveness+of+COVID-19+vaccines+against+the+B.1.617.2+variant.pdf/204c11a4-e02e-11f2-db19-b3664107ac42

[23] https://coronavirus.data.gov.uk/details/healthcare

[24] https://sciencetaskforce.ch/en/scientific-update-of-6-july-2021/

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