Original text in German
Allgemeine Situation
Die Zahl der bestätigten Fälle stieg bis Ende Januar 2022 kontinuierlich an und nahm dann bis Kalenderwoche 8 2022 ab. Die letzten Tage sind die Fallzahlen im Vergleich zur Vorwoche wieder gestiegen. Dieser Trend wird auch in Abwasserproben beobachtet[1]. Der R-Wert basierend auf Fallzahlen war vom 22. Januar bis 13. Februar 2022 signifikant unter 1. Momentan ist der R-Wert nicht mehr signifikant unter 1. Die IPS-Belegungen nehmen weiterhin statistisch signifikant ab.
In der Schweiz ist seit Kalenderwoche 51 2021 die Omikron Variante dominant. Seit Kalenderwoche 3 2022 hat diese Variante eine Häufigkeit von über 95% aller Infektionen in der Schweiz. Es zirkulieren die Omikron Varianten BA.1 und BA.2. BA.1 hatte in Kalenderwoche 3 eine Häufigkeit von über 95%. Seitdem geht die Häufigkeit von BA.1 zurück und war in Kalenderwoche 7 2022 bei 69%. Die Omikron-Untervariante BA.2 hat die letzten Wochen zugenommen und machte in Kalenderwoche 7 2022 31% der sequenzierten Proben aus.
Der erneute Anstieg der gemeldeten Fälle könnte auf die Ausbreitung von BA.2 sowie den Öffnungsschritten von Kalenderwoche 7 2022 zurückzuführen sein.
Dynamik
Gemäss den aktuellsten Schätzungen war der R-Wert seit seinem Höchststand von 1,5 am 25.12.2021 bis auf wenige Tage in der ersten Kalenderwoche 2022 signifikant über 1, ist dann gefallen und war von 22. Januar bis 13. Februar 2022 signifikant unter 1. Seit dem 14. Februar 2022 ist er nicht mehr signifikant unter 1.
Der 7-Tageschnitt der schweizweiten Reproduktionszahl ist bei 0,92 (95% Unsicherheitsintervall, UI: 0,83-1,02); dies reflektiert das Infektionsgeschehen vom 12.02. – 18.02.2022[2].
Tagesbasierte Schätzungen der effektiven Reproduktionszahl Re für die Schweiz betragen:
- 0,94 (95% UI: 0,84-1,04) aufgrund der bestätigten Fälle, per 18.02.2022.
- 0,81 (95% UI: 0,71-0,93) aufgrund der Hospitalisationen, per 12.02.2022. Wie im epidemiologischen Bericht vom 25. Januar 2022 diskutiert[3], ist diese Schätzung aber verfälscht durch Meldeverzögerungen. Zum Vergleich aufgrund der bestätigten Fälle wird Re für den selben Tag auf 0,83 (95% UI: 0,76-0,91) geschätzt.
- 0,82 (95% UI: 0,53-1,18) aufgrund der Todesfälle, per 06.02.2022. Zum Vergleich aufgrund der Hospitalisationen wird Re für den selben Tag auf 0,85 (95% UI: 0,75-0,95) geschätzt. Aufgrund der bestätigten Fälle wird Re für den selben Tag auf 0,81 (95% UI: 0,67-0,94) geschätzt.
Wegen Meldeverzögerungen und Fluktuationen in den Daten könnten die Schätzwerte nachkorrigiert werden. Insbesondere waren Spitalmeldungen in den letzten Wochen unvollständig[4]. Wir weisen darauf hin, dass die Re Werte das Infektionsgeschehen nur verzögert widerspiegeln, weil eine gewisse Zeit vergeht zwischen der Infektion und dem Testresultat oder dem etwaigen Tod. Für Re Werte, die auf Fallzahlen basieren, beträgt diese Verzögerung mindestens 10 Tage, für Todesfälle bis zu 23 Tagen.
Parallel bestimmen wir die Änderungsraten der bestätigten Fälle, Hospitalisationen und Todesfälle über die letzten 14 Tage[5]. Die bestätigten Fälle nahmen mit einer Rate von -19% (UI: -7% bis -30%) pro Woche ab. Die gemeldeten Hospitalisierungen fielen mit einer Rate von -21% (UI: -12% bis -29%) pro Woche, wobei diese Zahl wegen den erwähnten Meldeverzögerungen[6] noch verfälscht sein könnte. Die Todesfälle nahmen mit einer Rate von -18% (UI: 9% bis -38%) pro Woche ab. Diese Werte spiegeln das Infektionsgeschehen vor mehreren Wochen wider.
Die Entwicklung der Fallzahlen, Hospitalisierungen und Todesfällen stratifiziert nach Alter kann auf unserem Dashboard verfolgt werden[7]. Die Zahl der Fälle nahm in allen Altersgruppen über die letzten 14 Tage signifikant ab ausser bei den 20-29, 70-79 und über 80 Jährigen.
Absolute Zahlen
Die kumulierte Anzahl der bestätigten Fälle über die letzten 14 Tage liegt bei 2’563 pro 100’000 Einwohner:innen. Die Testpositivität liegt bei 38,4% (Stand 25.02.2022, das ist der letzte Tag für welchen nur noch wenige Nachmeldungen erwartet werden).
Die Anzahl der COVID-19-Patient:innen auf Intensivstationen lag über die letzten 14 Tage im Bereich von 140-187[8] Personen (die Änderung war -14% (UI: -7% bis -20%) pro Woche).
Die Zahl der täglichen laborbestätigten Todesfälle lag über die letzten 14 Tage zwischen 6 und 16[9].
Varianten
Seit Kalenderwoche 51 2021 ist der Omikron-Subtyp BA.1 in der Schweiz dominant und wurde über 18’000-mal nachgewiesen. Nachdem BA.1 in KW 3 2022 eine Häufigkeit von über 95% hatte ist die Häufigkeit dann gesunken auf 69% in Kalenderwoche 7 2022[10]. Der Omikron-Subtyp BA.2 wurde erstmals in KW 52 2021 in der Schweiz nachgewiesen. Seitdem wurde dieser Subtyp 921-mal nachgewiesen und hatte in Kalenderwoche 7 2022 einen Anteil von 31% unter allen sequenzierten Proben[11].
Die bisherigen Studien zur epidemiologischen Ausbreitung von Omikron BA.1, den Impfschutz gegen diese Variante und der Schwere von Omikron-Infektionen sind in unseren Berichten den Task Force Berichten der letzten Wochen diskutiert[12]. BA.2 scheint einen Übertragungsvorteil gegenüber BA.1 zu besitzen: in einem Preprint beschriebenen dänischen Studie wurden Sekundärangriffsraten von BA.1 und BA.2 zu 29% und 39% geschätzt [13].
Vorläufige Reinfektions-Daten in der Bevölkerung legen Nahe, dass eine Infektion mit der Untervariante BA.1 starke Kreuzimmunität gegen eine Infektion mit BA.2 erzeugt[14]. Gemäss der UK Health Security Agency (UKHSA) ist der Schutz der Impfung vor symptomatischer Infektion mit BA.2 gleich wie für BA.1[15]. Hingegen ist bei BA.2 die Aktivität des monoklonalen Antikörpers Sotrovimab, der in der Schweiz therapeutisch eingesetzt wird, deutlich vermindert[16],[17]. Obwohl BA.2 in Hamstern schwerere Verläufe zeigt als BA.1[18], gibt in epidemiologischen Daten aus Südafrika[19], Grossbritannien und Dänemark keine Anzeichen für einen Unterschied in der Schwere[20].
Momentan wird eine potentielle Trendwende in den Fallzahlen beobachtet. Dies kann durch den Übertragungsvorteil von BA.2 sowie durch Auswirkungen der Öffnungsschritte aus Kalenderwoche 7 erklärt werden. Einem Bericht einer Forschungsgruppe der TU Berlin zufolge[21] wird, selbst bei optimistischen Szenarien mit hoher Kreuzimmunität, auch ein erneuter Anstieg der Fallzahlen in Deutschland erwartet.
Quellen:
[1] https://sensors-eawag.ch/sars/overview.html https://ibz-shiny.ethz.ch/wastewaterRe/
[2] https://sciencetaskforce.ch/reproduktionszahl/ und https://ibz-shiny.ethz.ch/covid-19-re-international/: Die Schätzungen von Re über die letzten Tage können leichten Schwankungen unterliegen. Diese Schwankungen treten insbesondere in kleinen Regionen, bei sich ändernder Dynamik und bei niederen Fallzahlen auf.
[3] https://sciencetaskforce.ch/en/scientific-update-of-25-january-2022/
[4]https://sciencetaskforce.ch/en/scientific-update-of-25-january-2022/
[5] https://ibz-shiny.ethz.ch/covidDashboard/trends: Aufgrund von Melderverzögerungen werden die letzten 3 respektive 5 Tage für bestätigte Fälle und Hospitalisationen/Todesfälle nicht berücksichtigt.
[6] https://sciencetaskforce.ch/en/scientific-update-of-25-january-2022/
[7] https://ibz-shiny.ethz.ch/covidDashboard/, Dashboard Time Series
[9] https://www.covid19.admin.ch
[10] https://cov-spectrum.ethz.ch/
[11] https://cov-spectrum.ethz.ch/
[12] https://sciencetaskforce.ch/en/home/
[13] https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2022.01.28.22270044v1.full.pdf
[14] https://www.who.int/news/item/22-02-2022-statement-on-omicron-sublineage-ba.2
[15] https://assets.publishing.service.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/1054071/vaccine-surveillance-report-week-6.pdf
[16] https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2022.02.06.22270533v1
[17] https://www.biorxiv.org/content/10.1101/2022.02.07.479306v1
[18] https://www.biorxiv.org/content/10.1101/2022.02.14.480335v1
[19] https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2022.02.17.22271030v1
[20] https://www.who.int/news/item/22-02-2022-statement-on-omicron-sublineage-ba.2
[21] https://depositonce.tu-berlin.de/bitstream/11303/16461/4/2022-02-23_MODUS-COVID_Bericht.pdf