Original text in German
Sehr geehrte Damen und Herren, Mesdames et Messieurs,
- Der erste bestätigte Omikron Fall in der Schweiz wurde in einer Probe von vor 5 Wochen gefunden.
- Inzwischen gehen mehr Infektionen auf Omikron als auf Delta zurück.
- Das wissen wir aus Labordaten der städtischen Regionen um Zürich, Genf und Bellinzona, aus schweizweiten Sequenzierungsdaten und aus den Abwasserdaten.
- Diese sehr rasche Zunahme in der Häufigkeit haben wir noch bei keiner anderen Variante
Was erwarten wir für die kommenden Wochen?
- Klar ist, dass Omikron in den nächsten Wochen nahezu 100% der Infektionen ausmachen wird.
- Wie schnell die Fallzahlen steigen werden ist nicht klar –dies hängt von der Zahl der Kontakte ab die wir alle eingehen.
Die Task Force hat Szenarien berechnet (siehe https://sciencetaskforce.ch/epidemiologische-lagebeurteilung-27-dezember-2021/) um mögliche Entwicklungen aufzuzeigen. Szenarien helfen uns trotz Unsicherheiten einen Einblick zu erhalten wie die Entwicklung weiter gehen könnte.
Diesen Szenarien liegt zugrunde, dass der R-Wert von Delta bei 0.9 liegt.
Dies bedeutet, dass die Delta Fälle fallen, hier in blau dargestellt.
Omikron hat einen deutlichen Wachstumsvorteil. Basierend auf den Daten aus der Schweizweiten Sequenzierung schätzen wir den R-Wert für Omikron auf rund 2.
Damit nimmt die Zahl der Omikron Fälle rasch zu, hier in orange abgebildet.
Der dunkle orange Bereich ist das Unsicherheitsintervall.
Die Fallzahlen, welche bis gestern rapportiert wurden, sind mit einer roten Linie dargestellt und entsprechen der bisherigen Erwartung in dem Szenario.
Mitte Dezember sind die Fallzahlen leicht gesunken. Mittlerweile steigen die Fallzahlen wieder. Der schweizweite R-Wert von Omikron und Delta ist bei 1-1.2.
Wir erwarten, dass die Massnahmen vom 20.12 den R-Wert für Delta und damit auch für Omikron gesenkt haben. Damit sollten auch die Fallzahlen in den nächsten Tagen weniger stark steigen als in der orangen Linie abgebildet.
Falls die Massnahmen vom 20.12 den R-Wert für Delta auf 0.7 reduziert haben erhalten wir folgendes Szenario:
Hier steigen die Fallzahlen weiter rasch an, aber nicht so schnell wie in Szenario 1.
Bei einer Reduktion des R-Werts auf 0.5, was eine sehr optimistische Annahme ist, erwarten wir folgendes Szenario.
Die tatsächliche Entwicklung der Fallzahlen kann durchaus zwischen verschiedenen dargestellten Szenarien liegen.
Wichtig ist: In allen Szenarien sind Fallzahlen um 20’000 in der ersten Januarhälfte plausibel.
Was bedeuten diese Szenarien für Geimpfte und Genesene?
- Es wurde anhand von internationalen Daten gezeigt, dass die Impfung vor Infektion durch Omikron weniger gut schützt als dies bei Delta der Fall war. Wie vor 2 Wochen schon dargelegt hat die Drittimpung aber auch bei Omikron zumindest kurzfristig einen sehr positiven Effekt.
- Somit wird es einen entscheidenden Einfluss auf die Ansteckungszahlen der kommenden Wochen haben, wie schnell die dritten Impfungen verabreicht werden.
- Eine durchgemachte Infektion scheint einen vergleichbaren Schutz wie eine doppelte Impfung zu generieren. Auch hier wird eine Auffrischung durch Impfung wichtig sein um weiterhin den Schutz vor Infektion zu erhalten.
Erste Daten zeigen, dass die Impfung weiter vor schweren Verläufen schützt, allerdings weniger als noch gegen die Delta Variante. Daten aus Südafrika deuten darauf hin, dass der Schutz der Impfung vor schwerem Verlauf nach 2 Impfdosen bei Omikron bei rund 70% liegt. Bei Delta waren dies über 90%. Somit sieht es danach aus, dass mehr doppelt Geimpfte schwere Verläufe haben werden, als in der Deltawelle. Wir erwarten zeitnah weitere Daten aus England. Nachdem eine dritte Impfung einen grossen Teil der Infektionen verhindert wird diese auch schwere Verläufe verhindern.
Was bedeuten diese Szenarien für Menschen die weder Geimpft noch Genesen sind?
- Aktuell wird viel über die angeblich milderen Verläufe von Omikron berichtet. Erste Daten deuten darauf hin, dass Omikron tatsächlich etwas mildere Verläufen als Delta hervorrufen könnte.
- Wichtig ist hier festzustellen, dass Delta jedoch deutlich schwerere Verläufe hervorruft als das SARS-CoV-2 Virus von 2020. Die Schwere der Omikron Verläufe scheinen anhand erster Daten zwischen denen des Sars-CoV-2 Virus, der Anfang 2020 zirkulierte und Delta zu sein.
Was bedeuten diese Szenarien für die Schweizer Spitäler und die Gesellschaft?
Durch die schnelle Ausbreitung von Omikron könnte eine grosse Anzahl Menschen gleichzeitig erkranken. Wir erwarten, dass ein Teil dieser Menschen, wie oben diskutiert, schwere Verläufe haben wird. Mit hohen Infektionszahlen wird es somit eine hohe Zahl von Spitaleinweisungen geben und das Spitalwesen wird damit unter grossen Druck kommen.
Auch zentrale Infrastruktur, private Unternehmen und öffentliche Einrichtungen werden den Druck spüren, wenn zahlreiche Mitarbeitende wegen Isolation und Quarantäne nicht zur Arbeit kommen können. Mittelfristig ist noch unklar in welchem Ausmass Folgen durch LongCovid auf die Gesellschaft zukommen.
Was kann proaktiv gemacht werden um diesen Druck durch eine hohe Anzahl an Infektionen zu senken?
Die Werkzeuge dafür kennen wir bestens: Impfen, Testen, Maskentragen, Lüften in Innenräumen und Kontakte reduzieren.
Im Hinblick auf die Wiederaufnahme des Erwerbslebens und des Schulalltags nach Neujahr, wäre es wichtig, die kommenden Tage zu nutzen, um gute Schutzkonzepte auszuarbeiten und diese umgehend umzusetzen.