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Die Swiss National COVID-19 Science Task Force wurde am 31. März 2022 aufgelöst.

Sie wurde durch das Wissenschaftliche Beratungsgremium COVID-19 ersetzt, sodass die Kantone und der Bund weiterhin von der wissenschaftlichen Expertise im Zusammenhang mit der SARS-CoV-2-Pandemie profitieren können.

Diese Website wird daher nicht mehr aktualisiert, ihr Inhalt ist jedoch als Archiv weiterhin zugänglich.

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Beschreibung und Beurteilung der Lage, 9. Oktober 2020

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Beschreibung der Lage

Seit Anfang Juni 2020 hat die Zahl der positive auf SARS-CoV-2 getesteten Personen stark zugenommen: von weniger als 20 pro Tag Anfang Juni auf über 700 pro Tag Anfang Oktober (Abb 1A). In der Zeit von Juni bis September haben sich die Fallzahlen im Schnitt etwa all 3-4 Wochen verdoppelt. Im Moment, Anfang Oktober, schätzen wir, dass die Verdoppelungen schneller geschehen. Falls sich dieser Trend fortsetzt, müsste man noch im Oktober mit über 2000 Fällen pro Tag rechnen. Der Anteil der Tests, die positiv waren, betrug in den letzten sieben Tagen über 7% und liegt damit über dem von der WHO empfohlenen Grenzwert von 5% (1). Das bedeutet, dass – gemessen an den Fallzahlen – zu wenig getestet wird und dadurch zu viele Ansteckungen unerkannt bleiben. Das schwächt die Strategie, mit Testen, Kontaktverfolgung und Quarantäne Ansteckungsketten gezielt zu unterbrechen

Die Hospitalisationen und Todesfälle haben seit Juni um etwa das zehnfache zugenommen (Abb. 1C und D). Sie sind im Moment aber viel tiefer als im Frühjahr. Ein Grund dafür ist, dass im Frühjahr noch viel mehr Leute infiziert waren als jetzt Anfang Oktober, aber ein kleinerer Teil durch Tests diagnostiziert worden ist. Ein zweiter Grund ist, dass sich in den letzten Monaten vor allem jüngere Menschen angesteckt haben, und in den letzten Monaten auch jüngere Menschen hospitalisiert waren (2). Für jüngere Menschen ist das Risiko einer Hospitalisierung oder eines Todesfalles viel kleiner. Man sieht jetzt aber vermehrt auch Ansteckungen in den Risikogruppen. Über die letzten vier Wochen nahmen die Ansteckungen in den höheren Altersklassen deutlich zu (Abb. 1B). Die Wahrscheinlichkeit nach einem positiven Test hospitalisiert zu werden, ist für Personen über 60 Jahren ähnlich gross wie im Frühjahr. Wir erwarten darum, dass die Hospitalisationen und Todesfälle auch ansteigen werden, wie das in anderen Ländern bereits geschieht (3). Ein Anstieg der Hospitalisationen ist in der Schweiz dort schon sichtbar, wo auch die Fälle am stärksten ansteigen.

Bedeutung des Anstiegs

Dieses Virus hat Eigenschaften, die zu einer Überlastung des Gesundheitssystems führen können, was zu massiven gesundheitlichen Schäden führen würde. Eine unkontrollierte Ausbreitung der Epidemie hätte zwangsläufig auch grosse negative Auswirkungen auf die Wirtschaft (4). Aus diesen Gründen muss die Ausbreitung der Epidemie eingedämmt werden. Es ist für alle Teile der Gesellschaft besser, wenn eine Eindämmung bei tiefen Fallzahlen gelingt (5). Je höher die Fallzahlen sind, umso schwieriger und teurer wird es, die Kontrolle zu behalten. Der Grund dafür ist, dass bei höheren Fallzahlen das gezielte Unterbrechen von Übertragungsketten – durch Testen, Kontaktverfolgung und Quarantäen – nicht mehr gut funktioniert. Statt dessen müssen bei hohen Fallzahlen wieder mehr flächendeckende Massnahmen eingeführt werden. Das führt zu Einschränkungen und Nachteilen für Menschen im Privat- und Geschäftsleben, für kleine und mittlere Betriebe und für grosse Firmen.

Aus unserer Sicht hat deshalb die Stabilisierung und Senkung der Fallzahlen höchste Priorität. Die Fallzahlen müssen auf einem Niveau sein, auf dem das Testen und die Kontaktverfolgung durch die Kantone machbar ist auch über mehrere Monate. Obwohl eine Stabilisierung und Senkung der Fallzahlen kurzfristig ein grösseres Engagement von Allen und Einschränkungen bedingt, schützen wir damit sowohl Menschenleben als auch die Wirtschaft und die Möglichkeit, uns freier zu bewegen ohne zu viel Risiko einzugehen. Wir schützen uns auch damit vor viel stärkeren und sozial und wirtschaftlich nicht tragbaren Einschränkungen in unmittelbarer Zukunft. Wir bewahren damit die Gesundheit und Freiheiten der Individuen und das wirtschaftliche Gedeihen der Schweiz.

Wir dürfen nicht erst reagieren, wenn die Hospitalisierungs- oder Todesraten hoch sind. Dann erwarten wir nämlich so hohe Fallzahlen, dass die Kapazität für Tests und für die Kontaktverfolgung überschritten ist. Das hätte zwei gewichtige Nachteile. Erstens müssen wir dann vermehrt flächendeckende Massnahmen einsetzen, die mit viel grösseren Kosten und Einschränkungen für Individuen und Wirtschaft verbunden sind. Und wenn die Kontaktverfolgung nicht mehr gut funktioniert, wissen wir nicht mehr, wo die Übertragungen stattfinden. Das macht es viel schwieriger, wirkungsvolle Massnahmen mit möglichst geringen Kosten für Wirtschaft und Individuen zu finden.

Massnahmen

Um eine Stabilisierung und Reduktion der Fallzahlen zu erreichen, müssen zuerst die bestehenden Massnahmen rigoros umgesetzt werden. Eine Stabilisierung der Situation ist im Interesse von Allen und bedingt ein Mitwirken von jedem einzelnen. Gemeinschaftssinn und Disziplin sind essentiell, im öffentlichen Leben wie auch an privaten Anlässen.

In Regionen mit hohen oder wachsenden Fallzahlen bieten sich folgende Möglichkeiten, um die Fallzahlen zu stabilisieren und senken (6):

Ansammlung von Menschen in Innenräumen stellen ein besonderes Risiko dar, vor allem wenn der physische Abstand nicht ständig eingehalten wird und Masken nicht immer – oder nicht korrekt – getragen werden. Die Anzahl und Grösse von Versammlungen zu reduzieren, sind wirkungsvolle Massnahmen. Das betrifft Privatanlässe, Zusammentreffen von Menschen im Arbeitsleben und organisierte Anlässe. Im Vergleich mit vielen anderen Ländern ist die Schweiz deutlich weniger restriktiv in Bezug auf die Grösse von Veranstaltungen, und das birgt das Risiko einer schnellen Ausbreitung der Ansteckungen.

Das konsequente Tragen von Masken in Innenräumen ist eine zweite wirkungsvolle Massnahme für die Verhinderung von Ansteckungen.

Das Ziel ist es, die Gesundheit der Menschen und das Gesundheitssystem zu schützen mit möglichst geringen Einschränkungen für die Gesellschaft und die Wirtschaft. Das gelingt am besten, wenn die Fallzahlen tief gehalten werden mit gezielten Massnahmen, die viel weniger einschränkend und kostspielig sind (7). Zentral ist, dass diese Massnahmen auch diszipliniert befolgt werden. Das bedingt bewussten Umgang und ein solidarisches Handeln aller Individuen, Institutionen und Organisationen. Wir erwarten, dass im nächsten Jahr Entwicklungen von Impfstoffen und Medikamenten eine schrittweise Normalisierung einleiten werden.

References
  1. https://www.who.int/publications/i/item/public-health-criteria-to-adjust-public-health-and-social-measures-in-the-context-of-covid-19
  2. Seit dem 15. Mai 2020 hospitalisierte Patienten sind um ca 8 Jahre jünger als bis zum 15. Mai 2020
  3. https://www.ecdc.europa.eu/en/publications-data/download-data-hospital-and-icu-admission-rates-and-current-occupancy-covid-19
  4. https://ncs-tf.ch/de/policy-briefs/widespread-community-spread-of-sars-cov-2-is-damaging-to-health-society-and-the-economy-15-sep-20-en-2/download
  5. https://ncs-tf.ch/de/policy-briefs/strategie-um-die-sars-cov-2-epidemie-zu-kontrollieren-26-may-20-ge-2/download
  6. https://ncs-tf.ch/de/policy-briefs/strategy-to-react-to-substantial-increases-in-the-numbers-of-sars-cov-2-26-june-en-2/download
  7. https://ncs-tf.ch/de/policy-briefs/strategie-um-die-sars-cov-2-epidemie-zu-kontrollieren-26-may-20-ge-2/download

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