26. April 2020 – Policy Brief
Um nach der teilweisen Lockerung der Pandemie-Massnahmen ein Wieder- aufflammen der Epidemie zu vermeiden, müssen potenziell infizierte Personen so rasch wie möglich identifiziert und isoliert werden, bevor sie das Virus weitergeben. Soziale und rechtliche Unterstützungsmassnahmen sollen die Quarantänebestimmungen flankieren.
Bis ein Impfstoff vorhanden ist, muss die Übertragung des SARS-CoV-2 Virus mit anderen Mitteln unterbunden werden. Durch den Lockdown ab Mitte März liess sich dies zum Preis der Isolation eines beträchtlichen Teils der Bevölkerung erreichen. Mit der schrittweisen Aufhebung der Massnahmen wird ein neuer Ansatz erforderlich: Isoliert werden sollen nur noch so wenig Menschen wie nötig (d.h. einzig die potenziell Infizierten) und zwar bevor sie das Virus weitergeben. Die Strategie «Testen, Rückverfolgung, Isolation und Quarantäne» (TRIQ) umfasst das Coronavirus-Screening, die Suche nach den Kontakten von positiv Getesteten und schliesslich das Unter-Quarantäne-Stellen dieser Personen.
Das Testen erfolgt mittels eines RT-PCR-Tests, der das Vorhandensein von genetischem Virusmaterial (RNA) in einem Nasen-Rachen-Abstrich detektiert. Wird jemand positiv getestet, so müssen alle Personen identifiziert und benachrichtigt werden, mit denen er oder sie während mehr als 15 Minuten und in einer Distanz von unter zwei Metern in Kontakt war.
Dazu werden Befragungen durchgeführt und die Betroffenen einzeln informiert. Menschen können bis zu drei Tagen vor dem Auftreten von Symptomen (Fieber, Husten, Kurzatmigkeit) ansteckend sein. Darüber hinaus scheint ungefähr die Hälfte der Übertragungen auf Virusträger ohne Symptome zurückzugehen. Deshalb ist es wichtig, rasch zu handeln und selbst symptomfreie Kontaktpersonen unter Quarantäne zu stellen, da ein negativer Test eine Infektion nicht vollständig ausschliesst.
Um dem Virus zuvorzukommen, ist der ergänzende Einsatz einer App unerlässlich, die alle Kontakte einer infizierten Person identifiziert und benachrichtigt. Die in der Schweiz entwickelte Lösung setzt auf einen anonymen, dezentralen Ansatz ohne GPS-Daten. Sie nutzt Bluetooth um den Abstand zwischen Smartphones zu bestimmen und sendet eine Warnung, sobald sich ein Gerät während über 15 Minuten näher als zwei Metern vom Handy einer positiv getesteten Person befindet. Die Informationen werden verschlüsselt auf dem Gerät selbst abgelegt, für Dritte (Behörden oder Unternehmen) sind sie nicht einsehbar. Wesentlich für die Akzeptanz der Bevölkerung ist auch, dass keine persönlichen Daten gesammelt werden.
Die empfohlene Isolationsdauer beträgt 10 Tage; im Lichte neuer epidemiologischer Daten wird sie bei Bedarf angepasst. Die Quarantäne von Kontaktpersonen wirft wichtige gesellschaftliche Fragen auf. Sie muss von Massnahmen für den rechtlichen (insbesondere Kündigungsschutz) und wirtschaftlichen Schutz (Einkommensverlusten) flankiert sowie durch eine logistische Unterstützung der Beteiligten (Bereitstellung von Schutzausrüstung wie Masken und bei Bedarf von Unterkünften) ergänzt werden. Solche Begleitmassnahmen sind unerlässlich, damit die Bevölkerung die TRIQ-Strategie mitträgt.
Siehe dazu auch die Zusammenfassungen Soziale, ethische und rechtliche Aspekte der TRIQ-Strategie und Wirtschaftliche Aspekte der TRIQ-Strategie sowie die Policy Brief Contact tracing costs.
Date of request: 20/4/2020
Date of response: 26/4/2020
In response to request from: Krisenstab
Comment on planned updates: updates planned
Expert groups and individuals involved: Digital epidemiology, PH, D&T, ELSI
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